Makroaufnahmen

Eine Versuchsreihe mit verschiedenen Setups

 

Die Bereiche von Nah- , Makro- oder Mikroaufnahmen sind  nicht allgemein gültig exakt definiert. Ich befasse mich hier mit Abbildungsmaßstäben von 1:1 bis etwa 1:8, d.h. das Abbild des Aufnahmeobjektes auf dem Sensor ist bis zu 8-fach vergrößert. Mit normalen Festbrennweiten oder Zoomobjektiven alleine ist das nicht zu realisieren. Die Fokussierung reicht hier bis unendlich, aber im Nahbereich gibt es eine Grenze unterhalb der keine Scharfstellung mehr möglich ist (Naheinstellgrenze). Für Makroaufnahmen in dem genannten Bereich gibt es prinzipiell 4 auch miteinander kombinierbare Möglichkeiten:

 

1.   Verwendung eines speziellen Makroobjektives

2.   Verlängerung des Abstandes zwischen Objektiv und Kamera mittels Zwischenringen oder Balgen

3.   Verwendung eines Objektives in Retrostellung mittels Umkehrring

        4.   Vorsatz von Nahlinsen oder Linsensystemen

 

Zu 1.: Für die Digitalisierung meiner Dias habe ich mir schon vor vielen Jahren das Nikon AF-S DX Nikkor Micro 40mm 1: 2,8 G angeschafft. Für solche Aufgaben und auch für Naturaufnahmen im Nahbereich ist dieses Objektiv sehr gut geeignet und es ist gleichzeitig ein lichtstarkes Normalobjektiv für Portraits, Landschaften etc.. Es liefert Aufnahmen im Abbildungsmaßstab bis 1:1, allerdings beträgt der Abstand zum Objekt dann nur noch etwa 3 cm (ab Vorderkante Objektiv). Das kann Probleme machen, wenn man beispielsweise lebende Insekten fotografieren möchte. Die Fluchtdistanz ist meistens erheblich grösser. Zudem ist die Ausleuchtung des Motivs unter Umständen schwierig. 

 

Zu 2.: Um größere Abbildungsmaßstäbe zu erreichen und auch die Distanzen zum Objekt zu erhöhen habe ich mir einen Satz Zwischenringe angeschafft. Der Kenko Extension Tube besteht aus 3 Ringen (12, 20 und 36 mm), die sich beliebig kombinieren lassen. Sie werden einfach als Verlängerung zwischen Kamera und Objektiv geschraubt. Es handelt sich dabei um Automatikringe, d.h. alle Signale für Fokussierung, Belichtung usw. werden übertragen.

 

Zu 3.: Aus Analogzeiten hatte ich noch eine 28 mm–Festbrennweite, die sich in Retrostellung hervorragend für Makroaufnahmen eignet weil sie über einen Blendenring verfügt. Mit einem Umkehrring wird das Objektiv verkehrt herum am Filtergewinde mit der Kamera verbunden. Damit sind natürlich alle elektronischen Verbindungen zur Kamera gekappt und man muss manuell arbeiten, d.h. die Schärfe über den Abstand regeln und die Blende am Blendenring des Objektivs einstellen.

 

Zu 4.: Die Verwendung von Nahlinsen liefert die schlechteste Qualität und bleibt hier außer Betracht.

  

Um heraus zu finden mit welchem Setup ich in einer bestimmten Aufnahmesituation arbeiten kann habe ich eine Testreihe mit meinem Equipment gemacht. Aus meinem Fundus kommen hauptsächlich diese Objektive in Frage:

 

·      Nikon AF-S DX Micro-Nikkor 40 mm 1:2,8 G
·      Nikon AF-S Nikkor 50 mm 1:1,8 G
·      Petri MC 28 mm 1:2,8 in Retrostellung

  

Alle drei Objektive habe ich auch mit Zwischenringen in unterschiedlicher Gesamtlänge getestet und die Ergebnisse tabellarisch erfasst. Zusätzlich zu den Zwischenringen habe ich am 28mm-Retro auch mit einem 2fach-Telekonverter experimentiert. An den Nikon-Objektiven kommt das nicht in Frage weil der Blendenwert nicht übertragen wird. Ohne korrekte Verbindung zur Kamera bleibt die Blende ganz geschlossen. 

 

Die entscheidenden Fragen für die verschiedenen Konstellationen sind immer:


·  Welchen Abbildungsmaßstab erreiche ich? Interessant waren hier nur  Werte >= 1:1.
·  Wie nahe muss ich an das Objekt heran? Naheinstellgrenzen werden üblichereise ab Sensorebene angegeben. Für die Praxis war hier der Wert ab Vorderkante Objektiv wichtiger.


Die grafische Auswertung der Daten liefert folgendes Diagramm: 

 

 

 

Für die fotografische Praxis gewinne ich aus der Versuchsreihe im wesentlichen folgende Erkenntnisse:

 

·      Große Abbildungsmaßstäbe (etwa 2- bis 4-fach) erreiche ich mit der  28m-      Festbrennweite in Retrostellung bei Distanzen zwischen 6 und 4 cm.


·      Durch einen zusätzlichen 2-fach-Telekonverter sind mit dem Retroobjektiv Abbildungsmaßstäbe bis etwa 1:8 möglich bei einer Distanz von etwa 5 cm.


·      Das 40mm-Makroobjektiv macht ohne Zwischenringe Aufnahmen bis zum Abbildungsmaßstab 1:1 – allerdings bei einer Distanz von nur etwa 3 cm. Mit Zwischenringen lässt sich der Maßstab theoretisch bis etwa 1: 3 erhöhen, die Distanzen werden aber zu gering.


·      Auch mit dem 50mm Normalobjektiv lässt sich durch Zwischenringe ein Abbildungsmaßstab von 1:1 erreichen. Der Vorteil gegenüber dem Makroobjektiv: Die Distanzen sind erheblich grösser. 

 

Mit dem 50 mm und 12+36=48 mm Zwischenringabstand für etwa 1:1-Abbildung stellt sich eine Distanz von ca. 20 cm ein. Manchmal reicht auch das nicht aus. Beispiel: Schmetterlinge, Libellen und andere Insekten mit größerer Fluchtdistanz. In diesen Fällen kommen meine Telezooms Nikon 55-300 mm oder Sigma 150-500 mm zum Einsatz. Die Naheinstellgrenzen von 140 cm bzw. 220 cm lassen sich mit den Zwischenringen auf 75 cm bzw. 90 cm verkürzen. Abbildungsmaßstäbe von 1:1 oder grösser lassen sich so allerdings nicht erreichen. Das Maximum liegt bei etwa 2:1.

 

Fazit: Die Versuchsreihe zeigt für eine Auswahl mir zur Verfügung stehender Objektive auf, welche Abbildungsmaßstäbe mit Zwischenringen (und Konverter) erreichbar sind und welche Distanzen (Vorderkante Objektiv – Objekt) das bedingt. Die Testeinstellungen habe ich mit der Nikon D90 und den oben genannten Objektiven gemacht. Die Daten gelten also für das APS-C-Format . In der Praxis soll mir das Diagramm helfen, das am besten geeignete Setup für eine bestimmte Aufnahmesituation/Motiv auszuwählen.