Hyperfokale Distanz


Definition

Wenn die Entfernungseinstellung der Hyperfokalen Distanz entspricht wird alles von etwa der Hälfte dieses Wertes bis unendlich scharf abgebildet. Dazu muss man sagen,  das Schärfe kein absoluter Begriff ist und der Bereich von scharf zu unscharf allmählich erfolgt. Die Formel zur Ermittlung der Hyperfokalen Distanz enthällt den Faktor "tolerierbarer Zerstreuungskreisdurchmesser" der je nach Sensorgrösse unterschiedlich festgelegt wird.


Tiefenschärfenring

Welcher Bereich wird bei der Aufnahme eigentlich scharf abgebildet und wie erreiche ich eine durchgängige Schärfe bis unendlich? Diese Fragen stellen sich in vielen Aufnahmesituationen. Mit dem hier abgebildeten Festbrennweitenobjektiv aus Kleinbild-Analogzeiten war das einfach zu beantworten. Der Schärfebereich war direkt mit Hilfe des Tiefenschärfenringes am Objektiv ablesbar. In diesem Beispiel ist die Entfernung auf die Hyperfokale Distanz von 30 Meter eingestellt. Bei der gewählten Blende 8 wird dann alles scharf von 15 Meter bis unendlich. Bei Landschaftsaufnahmen und ähnlichen Motiven hatte sich folgende Einstellungsmethode bewährt:

  • Blende wählen
  • Unendlichkeitssymbol des Entfernungsringes nach rechts drehen bis zum eingestellten Blendenwert auf dem Tiefenschärfenring
  • vorderen Schärfepunkt auf  dem Entfernungsring - über dem linken Blendenwert auf der Tiefenschärfenskala - ablesen
  • gfs. grösseren Blendenwert wählen und Entfernungseinstellung nachziehen, wenn der vordere Schärfepunkt nicht nahe genug liegt

Ein anderes Beispiel:

Bei Blende 8 und einer Entfernungseinstellung auf unendlich zeigt der Tiefenschärfenring an, das der Schärfebereich bei

8 Metern beginnt.

 

Wenn man das Unendlichzeichen rechts mit der Blende 8 auf dem Tiefenschärfenring zur Deckung bringt erweitert sich der Schärfebereich nach vorne und reicht jetzt von 3 Metern bis unendlich.

 

Wenn der Schärfebereich bereits bei 1,5 Metern beginnen soll, muss weiter abgeblendet werden. Einstellung der Blende 11 und Nachführen des Unendlichkeitssymbols nach rechts über der 11 auf dem Tiefenschärfenring.


Hyperfokale Distanz berechnen

Die modernen Zoomobjekte an unseren Digitalkameras sind zwar mit Autofocus ausgestattet und können auf den Punkt genau scharf stellen, aber Informationen über den Schärfebereich liefern sie uns nicht. Die Hyperfokale Distanz muss separat ermittelt werden. Sie ist abhängig von der Brennweite, der Blende und dem festgelegten Wert für dem tolerierbaren Zerstreuungskreisdurchmesser. Als Berechnunghilfen gibt es zahlreiche kleine Programme im Internet und Apps für das Smartphone.

 

Für mein Samsung Ative S, das unter dem Betriebssystem Windows Phone läuft, ist die Auswahl an Apps nicht so gross. Microsoft bietet aber den Office Hub an, der auch Excel Mobil beinhaltet. Damit kann man sich jedes Rechenmodell einfach selbst erstellen und sowohl auf dem Rechner unter SmartDrive als auch unterwegs auf dem Smartphone nutzen. Ich habe mir diesen individuellen kleinen Hyperfokaldistanz-Recher damit gebastelt.

 

Der Teil A) beantwortet die Fragen: Wie muss ich bei vorgegebener Brennweite und Blende die Entfernung einstellen, um den Schärfebereich so weit wie möglich nach vorne auszudehnen und wo beginnt der Schärfebereich?

 

Häufiger stellt sich die Frage allerdings anders herum - Teil B) : Man will wissen, welche Blende benötigt wird bei vorgegebener Brennweite und gewünschtem vorderen Schärfepunkt.

 

Nachtrag am 20.12.16:

Das Programm  läuft auch auf einem Android-Smartphone wenn man WPS-Office installiert hat. WPS-Office ist in der Basisversion kostenlos.

 

Sind die  theoretisch ermittelten Werte für die Hyperfokale Distanz tatsächlich praxistauglich? Einen sehr großen Einfluss auf das Ergebnis hat in meinem Rechenmodell  der vorgegebene Wert für den maximal tolerierbaren Zerstreuungskreis (Z).  Ich habe versucht, einen praxisgerechten Wert dafür empirisch zu ermitteln. Meine Testreihen mit der Nikon D800 haben gezeigt, dass bei Z = 0,01 Theorie und Praxis ganz gut übereinstimmen. Nach meiner subjektiven  Beurteilung von Schärfe bekomme ich das zu erwartende Ergebnis. Mit diesem Wert werde ich arbeiten.

 

 

Wie ermittelt man Entfernungen und wie stellt man den gefundenen Wert für die Fokusdistanz an der Kamera ein? Die Entfernungsskala am Objektiv ist zu grob. Man muss den Punkt der Hyperfokalen Distanz im Motiv finden und dann darauf mit dem Autofokus fokussieren. Ein einfacher Laserentfernungsmesser kann bei kurzen Distanzen hilfreich sein, ansonsten muss man ein Maßband zur Hilfe nehmen oder schätzen. 

 

Das Excel-Rechenmodell auf dem Smartphone kann eine gute Hilfe sein. In der Praxis bevorzuge ich  allerdings meistens eine mit den gleichen Formeln erstellte Excel-Tabelle (siehe unten), die ich in der Kameratasche immer dabei habe. Die Werte sind zwar cm-genau berechnet, aber in der Praxis kommt es nur darauf an, einen Anhaltswert zu bekommen. Mit der Zeit entwickelt man ein Gefühl dafür, mit welchen Einstellungen man zum Ziel kommt. Tabellenwerte dürfen interpoliert und Entfernungseinstellungen geschätzt werden.

 

 

Anmerkung: Die Werte für den Zerstreuungskreisdurchmesser wurden so festgelegt, dass sich die Ergebnisse in etwa mit meinen Testreihen und visueller Schärfebeurteilung decken.

 

Die Kenntnis der Hyperfokalen Distanz ist wichtig in der Landschaftsfotografie. Dabei kommt es nicht auf exakte Werte an. Oft genügt eine grobe Abschätzung. Meistens bewegt man sich auch im Bereich kurzer Brennweiten und mittlerer Blenden. Unterwegs reicht daher ein kleiner Auszug aus der obigen Tabelle als Spickzettel: